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Drei Statuen aus Stein

Norbertfest 2025"Mit dem Wenigen wuchern, was wir haben"

Am 6. Juni feiert das Bistum Magdeburg jedes Jahr sein Norbertfest - zu Ehren des Heiligen Norbert von Xanten, der seit 1994 Patron des Bistums Magdeburg ist. In seiner Predigt ermutigt Bischof Feige dazu, wie der Heilige Norbert zu agieren: realistisch, engagiert und fromm.

Erscheinungsdatum: 6. Juni 2025

Predigt zum Norbertfest 2025, von Bischof Gerhard Feige
(Ez 34,11-16; 2. Tim 4,1-5; Lk 14,25-33)

Bewundernd schauen wir auf den heiligen Norbert als ein überzeugendes Beispiel christlicher Nachfolge. In ihm steht uns ein adeliger Wanderprediger des 11. und 12. Jahrhunderts, der Stifter des Prämonstratenserordens und der 13. Erzbischof von Magdeburg vor Augen. 1982 wurde er zum Patron des Magdeburger Landes erhoben, und seit 1994 gilt er auch als Fürsprecher unseres neuerstandenen Bis-tums.

Wie interessant wäre es doch, diesen ruhelosen Erneuerer auf seinem Lebensweg zu begleiten und sich ein genaues Bild von ihm und der damaligen Gesellschaft zu machen. Mir soll es jedoch genügen, drei seiner markantesten Züge aufzunehmen und auf unsere Situation hin zu bedenken. In welchen Verhaltensweisen könnte uns Norbert ein Vorbild sein? Worin wäre es angebracht, ihm nachzueifern?

Ein Priester steht am Ambo
Bildrechte / Quelle: Bistum Magdeburg

1. Realistisch

Zunächst einmal scheint Norbert einen ausgeprägten Realitätssinn gehabt zu ha-ben. Er sieht die Probleme seiner Zeit, macht sich nichts vor und weicht ihnen nicht aus. Er interessiert sich für die politischen Verhältnisse, hat ein Gespür für die Missstände und leidet unter dem kirchlichen Reformstau.

Man kann sehr unterschiedlich mit der Wirklichkeit umgehen: sie bestreiten, sie schönreden, sie verfälschen, sie verdrängen, ihr entfliehen oder sich ihr stellen und sie annehmen.

In der Gnadenlehre gibt es schon seit der frühen Kirche die Erkenntnis: „Nur was angenommen ist, kann auch erlöst werden“. Auf Jesus Christus bezogen meint das: Nur wenn dieser als wahrhafter Gott auch ganz und gar Mensch war – d. h. tatsächlich unsere menschliche Natur durchdrungen hat – können wir auf Erlösung hoffen.

Auf unser Verhältnis zu unserer Umwelt und unseren Zeitgenossen angewandt, hieße das: Nur wenn wir dazu erst einmal „Ja“ sagen und uns nicht sofort in Träu-mereien flüchten, haben wir eine Chance, etwas zu verändern.

So erleben wir es auch bei Jesus immer wieder. Er geht ohne Vorbehalte auf die Menschen zu und nimmt sie an, wie sie sind, ruft manche von ihnen in seine direkte Nachfolge oder lässt sich von einigen einladen. Er hat keine Scheu, mit stadtbe-kannten Sündern an einem Tisch zu sitzen. 

Jesus nimmt die Wirklichkeit erst einmal so an, wie sie ist. Er beschönigt nichts, er sagt nicht: „Das ist doch alles gar nicht so schlimm“. Nein: er nennt die Sünde „Sünde“ und das Kranke nennt er „krank“. Erst so kann Heilung und Veränderung geschehen.

Nüchternheit ist also im Umgang mit der Wirklichkeit geboten. Dabei kann es manchmal hilfreich sein, auch die Wahrnehmung anderer zur Kenntnis zu nehmen und mit der eigenen zu vergleichen. Gemeinsam erfasst man oftmals die Wirklich-keit viel besser als allein.

Einige unserer Vorfahren im Glauben konnten trotz leidvoller Erfahrungen in diesem Gebiet und ohne sich etwas vorzumachen sagen: „Auf dieses herrliche Land ist mein Los gefallen.“ Identifizieren auch wir uns so mit unserer Situation, unserer Pfarrei und unserem Bistum? Nehmen wir uns erst einmal so an, wie wir sind? Sind wir auch mit unseren Zeitgenossen solidarisch: mit ihren Nöten und Sorgen, mit ihren Freuden und Hoffnungen?

2. Engagiert

Norbert war nicht nur ein Realist im Umgang mit den Gegebenheiten seiner Zeit, er hat sie nicht etwa nur analysiert und apathisch hingenommen, sondern wesentlich zu ihrer Veränderung beigetragen. Mit großer Durchsetzungskraft hat er manche Reform auf den Weg gebracht und immer bei sich selbst angefangen.

Unsere Kirche steht vor großen Herausforderungen: Wie viel Gleichgültigkeit und Ablehnung schlagen uns entgegen. Wie viele Möglichkeiten haben sich andererseits aufgetan, in unserer Gesellschaft zum Wohle vieler Menschen wirksam werden zu können. Wie viel Kleinkariertheit, Ängstlichkeit und Resignation gibt es in den eigenen Reihen. Unsere Talente, Kräfte und finanziellen Möglichkeiten scheinen eng begrenzt zu sein. Man könnte sich fast selbst bemitleiden.

Ist uns aber nicht verheißen worden, dass wir als Kirche nicht untergehen werden? Haben wir nicht die Zusage, dass Gott immer in unserer Mitte sein wird? Könnte das nicht auch für uns bedeuten: mit dem Wenigen, was wir haben, zu wuchern – und darauf zu vertrauen, dass Gott daraus reiche Frucht wachsen lässt?

Unsere Magdeburger Ortskirche ist sicher – verglichen mit anderen Bistümern – in vielem armselig, aber sie muss nicht ärmlich tun oder schlampig erscheinen. Wie reich hat uns doch der Geist Gottes mit seinen vielfältigen Gaben bedacht! Sie unermüdlich zu fördern und geduldig einzusetzen, müsste unser aller Anliegen sein. Dabei verhallt der Ruf nach Reformen, wenn nicht viele – wie Norbert – erst einmal oder zugleich bei sich selbst anfangen.

3. Fromm

Schließlich vermittelt Norbert uns auch das Beispiel einer tiefen Frömmigkeit. Nicht umsonst wird er oft mit der Monstranz in der Hand dargestellt.
In allem, was wir erfahren und tun, sollen wir die Mitte im Blick behalten und uns nicht in Äußerlichkeiten verlieren. Bei allem Engagement ist das die Quelle geblieben, aus der Norbert gelebt hat. So heißt es bei einem alten Schriftsteller auch über ihn: „Er trug die Welt in die Einsamkeit, um sie da dem Herrn zu opfern. Und er trug seine Einsamkeit in die Welt, um sich zu schützen gegen Zerstreuung und Störung.“

Vertraut man manchen Statistiken und Umfragen, so gibt es tatsächlich eine ganze Reihe von Christen, deren Glauben nur noch bruchstückhaft oder ganz geschwunden ist, die oberflächlich noch dazu gehören, aber innerlich nicht mehr brennen o-der noch nie gebrannt haben. Es kann sogar Gemeinden geben, in denen vieles funktioniert, der Geist aber geschwunden und Gott gewissermaßen verdunstet ist. Andererseits macht sich Gott manchmal gerade da wieder erfahrbar, wo Menschen versagt haben, ihm hochmütig die Anbetung verweigern oder nicht mehr an ihn denken.

Letztlich ist – wie wir aus dem Buch Ezechiel hören – er selbst es, der sich wie ein Hirt um seine Schafe kümmert, sie sucht, nicht aufgibt, zurückholt und umsorgt. Dies nicht zu vergessen und darauf zu vertrauen, meint der Hinweis auf die Mitte.

Wir können auf unseren ersten Bistumspatron durchaus stolz sein. Auch wenn er vor vielen Jahrhunderten gelebt hat, ist er doch nicht von gestern. Ihm nachzueifern wäre nicht das Schlechteste. Und Gott zu vertrauen, dass er auch unserer Ortskirche nach wie vor nahe bleibt, sollte uns Mut und Hoffnung machen, im Eifer für die Sache Jesu Christi nicht nachzulassen.

Predigt als PDF
 

Quelle: Bistum Magdeburg, Pressestelle, presse@bistum-magdeburg.de, 0391-5961134


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