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Afrikanisches Requiem in Magdeburg

Bischof dankt Flüchtlingshelfern

Requiem für verstorbene Bootsflüchtlinge erklingt

Afrikanisches Requiem in MagdeburgFrauen und Männer, die Flüchtlingen im Bistum Magdeburg helfen, hat Bischof Gerhard Feige am Samstag bei seinem Neujahrsempfang gedankt. Er sei „richtig stolz darauf, Bischof eines Bistums zu sein, in dem es so viele Menschen gibt, die gerade in der Flüchtlingshilfe trotz mancher Bedenken und Widerstände anderer Bürger und Bürgerinnen tun, was ihnen ihr Herz gebietet“. Rund 200 Engagierte waren der Einladung nach Magdeburg gefolgt.

Zugleich kritisierte Feige die Debatte um Obergrenzen für Flüchtlinge. Sie seien „keine menschenwürdige Lösung. „Was wird eigentlich mit den Flüchtlingen, die dann außerhalb solcher festgelegten Zahlen ankommen?“, gab der Bischof zu bedenken. „Sollen sie interniert oder einfach ihrem Schicksal überlassen werden? Sollen sie auf dem Balkan verhungern oder wieder dahin zurückkehren, wo verbrannte Erde ist und es niemand von uns aushalten würde? Wollen wir uns so aus der Verantwortung stehlen?“ Die besondere Ermutigung der FlüchtlingshelferAufgabe der Kirchen sei es in dieser Situation, „für die Würde aller Menschen – eines und einer jeden – einzutreten, unabhängig von deren Herkunft, Hautfarbe oder Religion“. Dazu gehöre auch, dass alle in Deutschland ein Recht auf ein individuelles und faires Asylverfahren haben.

Zugleich äußerte der Magdeburger Bischof aber auch Verständnis für Menschen, die angesichts der Herausforderungen Angst bekommen. Sicher könne das Land nicht alle auf Dauer aufnehmen, die nach Deutschland kommen. Und sicher werde die Gesellschaft sich verändern. „Mit Abschreckungsmethoden, Pauschalurteilen und Diffamierungen“, zeigt Feige sich überzeugt, „werden wir die Probleme nicht lösen können. Wir sollten uns deshalb davor hüten, zu Getriebenen unserer eigenen Ängste zu werden, die Schotten dicht zu machen und neue Mauern aufzubauen.“

Ansprache des Bischofs | Information zur Flüchtlingshilfe | externes Video

Emotionaler Höhepunkt des Empfangs war nach der Ansprache des Bischofs die Aufführung der Afrikanischen Messe von Assian Lawson, einem Requiem für Flüchtlinge, die auf dem Weg nach Europa ums Leben gekommen sind.

Lawson, der selbst aus Afrika stammt, kam vor 15 Jahren aus Togo nach Europa, um hier zu studieren. Für ihn sind die ertrunkenen Flüchtlinge namenlos, aber keine Fremden. Er weiß, wo sie herkommen, wie sie gelebt haben; er kennt ihre Geschichte und ihre Hoffnungen. Ein Text des Requiems erzählt so von Mustafa, der wochenlang aus seiner Heimat zu Fuß unterwegs war, um ein Schiff nach Europa zu finden. Die Messe soll, wünscht sich Lawson, Nord und Süd zusammenbringen, Grenzen überwinden und das Verbindende zwischen den Welten aufzeigen. Musikalisch geschah das am Samstag mit Geige, Kontrabass, Saxophon, afrikanischer Percussion, Trommel, Frauenchor - und Lawson selbst, als Solisten. Afrikanische Rhythmen waren gemischt mit europäischen Melodien, die Texte auf Deutsch, Französisch und im togolesischen Dialekt Mina, der Muttersprache Lawsons.

Fast hundert Menschen sind im neuen Jahr bereits im Mittelmeer ertrunken oder werden vermisst, heißt es beim Flüchtlingshilfswerk UNHCR. Mehr als 3.000 waren es im Jahr 2015. Lawson sagt: „Es geht um Gerechtigkeit, um Lebenschancen für Menschen. Wer von uns würde nicht versuchen, einen Weg in die Zukunft für sich und seine Kinder zu finden? Mit Einwanderung in die Sozialsysteme hat das nichts zu tun.“

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