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Gott ist anders als gedacht

Hochfest der Geburt des Herrn in der Magdeburger Kathedrale

Ein Kind ist uns geboren in dieser hochheiligen Nacht. In der Magdeburger Kathedrale St. Sebastian versammelten sich die Gläubigen am Heiligen Abend, um gemeinsam die Menschwerdung Gottes zu feiern, musikalisch begleitet vom Kathedralchor unter der leitung von Matthias Mück. „Gott ist Mensch geworden“, so Bischof Dr. Gerhard Feige, „er hat sich nichts erspart!“ Nicht die Enge einer trostlosen Zeitsituation, einer bornierten Umgebung, einer verfahrenen Politik, eines todgeweihten Leibes. Doch das ist das Schöne an Weihnachten, denn „jetzt brauchen wir ihn nicht mehr zu suchen in den Unendlichkeiten des Himmels, in denen sich unser Geist und unser Herz verlieren.“ Er ist mitten unter uns.

Bischof Feige erinnert zu Weihnachten daran, dass Gott den Menschen immer ein Geheimnis bleibe und zugleich Inbegriff der Liebe sei. „Gott ist anders als gedacht, ein unendliches Geheimnis und uns doch zutiefst zugetan“, so der Oberhirte des Bistums Magdeburg in seiner Weihnachtspredigt. „Wir können ihn nicht aus uns selbst ableiten oder ihn wirklich begreifen. Er ist kein Machwerk des Menschen oder die Verwirklichung unserer Sehnsüchte.“

Mit seiner Menschwerdung in Jesus habe Gott sich auch angreifbar gemacht, so der Bischof weiter: „Viele haben sich Gottes Erscheinen auf dieser Erde ganz anders vorgestellt. Gott aber kommt so zur Welt, wie er sie am Karfreitag auch wieder verlässt: arm und hilflos, außerhalb jeder Geborgenheit.“ Er durchkreuze alle Vorstellungen und Bilder, die sich Menschen von ihm machten. „Nirgends aber ist er uns näher als in den Tiefen der Ohnmacht. Keine menschliche Erfahrung gibt es, die er nicht mit uns teilt“, betonte Feige. Jesus zeige, dass Gott für die Menschen „ein persönliches 'Du' geworden ist“.

Zugleich räumte der Bischof ein, dass es heutzutage immer mehr Menschen schwerfalle, an einen Gott zu glauben: „Viele vermögen schon mit dem Begriff 'Gott' nichts mehr anzufangen.“ Ethik scheine auch ohne Religion möglich zu sein, ein genereller Werteverfall sei nicht auszumachen. „Auch unter uns Christen kann es sein, dass der Glaube an Gott verdunstet, oder dass wir Gott mit etwas verwechseln, was eher einer Karikatur von ihm gleicht“, konstatierte Feige. Man müsse sich davon freimachen, sich Gott etwa als ein Wolkenwesen, einen Vertragspartner, einen „himmlischen Polizisten“ oder Lückenbüßer vorzustellen.

Immer wieder hätten Menschen auch den Begriff 'Gott' missbraucht, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen. „Und doch ist 'Gott' ein Wort geblieben, das für viele eine Wirklichkeit bezeichnet, die ihrem Leben Halt und Hoffnung geben kann“, erklärte Feige. „Wer sein Leben an ihm ausrichtet, gewinnt einen neuen Blick auf das Ganze der Wirklichkeit.“

„‘Ich werde geliebt, also bin ich‘, könnte eine beglückende Weihnachtserfahrung und -erkenntnis sein: nicht nur eventuell und zeitweise durch einzelne Menschen, sondern sogar und dauerhaft durch Gott. In diesem Sinn“, so der Bischof, „ wünsche ich uns allen ein zu Herzen gehendes und hoffnungsvolles Fest.“

Predigt Christmette 2019

(sus/kna, Foto:Sperling)

 

 

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