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Die vielfältigen Herausforderungen Priester zu sein

Dies sacerdotalis und missa chrismatis in St. Sebastian

Zur Chrisam-Messe kommen traditionell am Kardienstag Priester, Ordensleute und Diakone des Bistums in der Kathedrale St. Sebastian in Magdeburg zusammen. Bei dem Gottesdienst segnet und weiht der Bischof die Öle, mit denen im Laufe des Jahres Neugetaufte, Firmlinge und Kranke gesalbt werden. Der Festgottesdienst zählt zu den Höhepunkten der Karwoche.

An diesem „Tag der Priester“ – dem Dies sacerdotalis predigte Bischof Dr. Gerhard Feige über die Rolle der Priester. „Wie viele haben angesichts des offenbar gewordenen sexuellen Missbrauchs inzwischen das Vertrauen in unsere Kirche verloren. Die Glaubwürdigkeit ihrer Botschaft von der Menschenfreundlichkeit Gottes ist schwer erschüttert. In dieser dramatischen Krise führt kein Weg daran vorbei, sich selbstkritisch den Ursachen dieser Entwicklung zu stellen. Dabei wird immer wieder – auch von Papst Franziskus – vor allem der Klerikalismus genannt“, so der Bischof.

„Ganz allgemein gesprochen geht es um eine Grenzüberschreitung durch geistliche Amtsträger“, so Feige weiter. In der Spätantike war dies der Anspruch, über die Gesellschaft zu herrschen. In der Neuzeit ist es das Verlangen, über das Leben der Laien zu bestimmen. Zweifellos ist das nicht nur personell bedingt, sondern auch theologisch. „In Hunderten von Jahren“ wurde – wie Christine Rietz kürzlich formuliert hat – „ein Priesterbild aufgebaut, implementiert und stark gemacht, das uns heute zum Verhängnis wird.“

Zudem sieht der Bischof die Priester durch immer neue Erwartungen herausgefordert. „So sollen Priester Gemeindeleiter sein oder Kooperatoren, manche sehen in ihnen 'sakral legitimierte Heilsvermittler', andere schreiben ihnen Manager-Aufgaben zu oder halten sie für Systemwächter, Brauchtumspfleger beziehungsweise Verhaltenskontrolleure. Vor allem aber sollen sie Seelsorger sein und bleiben“, betonte er.

Notwendig seien Priester, die sich immer wieder neu die Frage stellten, welchen Platz Jesus Christus in ihrem Leben habe, erklärte der Bischof des Bistums Magdeburg. Das kirchliche Dienstamt vergegenwärtige nach katholischem Verständnis Wort und Wirken Jesu Christi und stehe somit nicht nur mitten in der Kirche, sondern auch den übrigen Gläubigen gegenüber. „Damit ist aber nicht Abgrenzung, Steigerung des gemeinsamen Priestertums oder Herrschaft über die anderen gemeint“, betonte Feige.

Vielmehr solle die Weihe zum Ausdruck bringen, „dass da jemand weder uns noch sich mehr gehört, sondern qualitativ neu gesendet und bevollmächtigt ist, als Zeichen und Werkzeug Jesu Christi zu handeln“, erläuterte der Bischof. Dazu seien „nicht die Qualitäten der eigenen Person entscheidend - Leistung, Tüchtigkeit und Ausstrahlung -, sondern die gnadenvolle Befähigung, transparent zu sein, Christus durch sich handeln zu lassen und auf ihn sakramental zu verweisen“.

Feige mahnte die Geistlichen, „nicht nur die Einheit der Gläubigen zu fördern, sondern sie auch selbst zu leben“. Er betonte: „Sich öffentlich gegen den Bischof oder gegen Mitbrüder im priesterlichen Dienst zu positionieren beziehungsweise gar seine oder ihre Katholizität in Frage zu stellen, verletzt aber diese fundamentale Einheit.“ Selbstverständlich gebe es unterschiedliche Auffassungen. „Wenn wir aber tatsächlich die Sakramentalität der Kirche darstellen wollen und sollen, bleibt es geradezu unabdingbar, sich immer wieder mit allen Kräften um die Einheit in Christus zu mühen.“

(KNA/sus-Foto:Sperling)

Die Predigt von Bischof Dr Gerhard Feige finden Sie hier

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