map_simpleBistumskarteJetzt spenden
Will_Kalle_und_Bischof_1340_550

Willis Weihnachten

Wie der Hund von Bischof Dr. Gerhard Feige die Festtage verbringt 

Willi hat drei Kumpel: Kalle, Kinski und Gerhard. Letzterer ist für Willi einfach nur „Herrchen“, für alle anderen der katholische Bischof von Magdeburg. Was der an Weihnachten macht, weiß man. Aber was macht sein Hund? 

Willis allerbester Freund ist Kalle. Die beiden lernten sich vor drei Jahren unterm Weihnachtsbaum des Magdeburger Bischofs Gerhard Feige kennen. Bei dem war der junge Cocker Spaniel Willi ein paar Monate zuvor eingezogen. Und Kalle, ein plüschiges Nilpferd-Kissen, war Willis erstes Weihnachtsgeschenk. Seitdem sind die beiden unzertrennlich. Wiewohl ganz unterschiedlich im Temperament: Während Kalle naturgemäß nur chillig herumliegt, ist Willi ein wuselig-quirliges Energiebündel. 

Kaum zu glauben, dass dieses schwarz-braune Fellknäuel sowohl vorm behangenen Tannenbaum als auch vor der filigran geschnitzten Krippe brav Halt macht. Doch Haushälterin Petra Schwerin beteuert glaubhaft, dass Willi noch nie etwas angeknabbert habe und ein ausgesprochen pflegeleichter Hund sei. Durch sie kam der Bischof überhaupt erst auf den Hund, denn Schwerin zog mit einem Münsterländer - Felix - bei ihm ein. „Ich hatte mir eigentlich nicht vorstellen können, mit einem Hund in einem Haushalt zu leben“, erinnert sich Feige. „Aber ich hab gesagt: Uns gibt's nur im Doppelpack!“, erklärt die Haushälterin, wie es dennoch dazu kam. 

Felix bescherte Bischof Feige übrigens später einen ganzseitigen Artikel in der Bild-Zeitung mit der Überschrift: „Bischof bei Hasenjagd schwer gestürzt - Exzellenz rannte Jagdhund hinterher. Jetzt ist seine Schulter gebrochen.“ Aber das ist eine andere Geschichte. Nur soviel: Es war nicht Felix' Schuld, sondern die vom Herrchen, und die Sache hat beide sehr zusammengeschweißt. „Ich habe gelernt, dass ein Hund das Leben strukturieren kann und Sozialkontakte bestimmt fördert“, berichtet Feige. „Das ist ein guter Ansporn gerade auch für ältere Leute, die sich sonst vielleicht gehen lassen und kaum noch vor die Tür gehen würden.“ Petra Schwerin weiß das direkt von einem hochbetagten Ehepaar in der Nachbarschaft zu berichten, das man seit dem Tod von deren Hund gar nicht mehr sehe.

Durchs Spazierengehen mit Willi kennt Bischof Feige nicht nur die Namen sämtlicher Hunde der Gegend, sondern kommt auch regelmäßig mit Menschen ins Plaudern, die ganz fern des katholisch-bürgerlichen Dunstkreises sind. Etwa mit dem üppig tätowierten Herrchen von Kinski, dem Basset-Hund und dicken Kumpel von Willi. „Ich profitiere von Willi. Keine Ahnung, ob ich ohne ihn so viele Menschen hier kennen würde“, sagt Feige.

Während Gerhard Feige einer von nur noch drei aus Ostdeutschland stammenden amtierenden Bischöfen ist, ist Willi ein Wessi. „Ich bin durchaus für westdeutsche Einflüsse offen“, hebt Feige hervor - und lacht. Denn er ist auch bekannt als einer, der Einspruch erhebt, wenn in Debatten mal wieder die ostdeutsche Perspektive übersehen, vergessen oder verzerrt dargestellt wird.

Und wie kam Willi zu seinem Namen? „Also eigentlich heißt er Captain Jack vom Eichsfeld, das ist sein Zuchtname“, erläutert der Bischof. „Aber wir wollten einen lustigen Namen.“ Wenn Willi ausnahmsweise mal Mist macht und übers Ziel hinausschießt, wird aus ihm „Wilhelm“. „Und wenn's ganz ernst wird, sagen wir: Wilhelm Feige“, so die Haushälterin. „Wilhelm Schwerin-Feige!“, korrigiert Feige. „Also, ich sag nur Wilhelm Feige“, korrigiert Haushälterin Schwerin. 

Zurück zu Willi und Kalle. Die beiden verbindet auch ein Advents-Mysterium. Zumindest ist es für Willi ein Mysterium. Denn kaum brennt das erste Lichtlein auf dem Adventskranz, verschwindet Kalle alljährlich spurlos. Willi ist das unerklärlich. Es ist eine Zeit des Wartens. Sehr katholisch also. Bis zum Wunder der Weihnacht: Wenn Kalle plötzlich an Heiligabend wieder unterm Tannenbaum liegt, umweht von einem frischen Waschmittelduft... Für Willi ist das Jahr um Jahr die größte Weihnachtsfreude. Direkt gefolgt vom Weihnachtsknochen mit roter Schleife, den es von „Tante Susanne“ - alias der bischöflichen Pressesprecherin - gibt. Viel mehr an Geschenken bekommt er aber auch nicht. „Er ist schließlich ein Hund, und das soll er auch bleiben“, betont Petra Schwerin.

Nach Bescherung und Fest(fr)essen trennen sich dann die Wege: Während der Bischof und seine im Kathedralchor singende Haushälterin auf Stunden in der Kirche zu tun haben, geht Willi zu seiner „Oma Michaelis“. Die ist 83, alleinstehend, und freut sich immer riesig, mit Willi den Heiligabend verbringen zu dürfen. Gegen Mitternacht kommen dann Herrchen und Frauchen wieder dazu, man stößt mit Sekt an - und Weihnachten ist perfekt. 

Von Karin Wollschläger

(Fotos: Feige, Sperling)

Themen und Partnerportale