
Pontifikalamt am 7. Juni 2025Matthäus Ruby zum Priester geweiht
Erscheinungsdatum: 7. Juni 2025
Der 33-jährige Matthäus Ruby wurde am Samstag, dem 7. Juni 2025, in Magdeburg mit einem feierlichen Pontifikalamt von Bischof Gerhard Feige zum Priester geweiht. Matthäus Ruby stammt aus Burg und ist derzeit in Aschersleben im Einsatz.
Die Kathedrale Sankt Sebastian war voll besetzt, zahlreiche Gäste und Priester des Bistums waren anwesend. Der evangelische Landesbischof Friedrich Kramer sprach ein Grußwort.
Es ist die erste Priesterweihe im Bistum seit 2020. Für das Jahr 2026 gibt es keinen Weihekandidaten, allerdings befindet sich ein junger Mann in der Ausbildung. Das Bistum Magdeburg hat aktuell, inklusive Bischof, 40 Diözesanpriester im aktiven Dienst. Dazu kommen drei Priester, die außerhalb des Bistums tätig sind und 9 Ordenspriester im aktiven Dienst.
Predigt von Bischof Gerhard Feige:
„Kommt her, mir nach“
Predigt zur Priesterweihe von Matthäus Ruby am 7. Juni 2025
(Jes 61,1-3a / Mk 1,16-20)
"Liebe Schwestern und Brüder, lieber Weihekandidat!
Warum wird jemand Priester? Wenn ich auf meine eigene Berufungsgeschichte zurückschaue – sie nahm vor über 55 Jahren ihren Anfang –, muss ich erst einmal nüchtern bekennen, dass sie nicht durch irgendeine außergewöhnliche Erscheinung ausgelöst wurde. Stattdessen waren es offensichtlich mehrere Faktoren und begünstigende Voraussetzungen, die dabei eine Rolle gespielt haben. Dazu gehörten meine Eltern mit ihrem ganz selbstverständlichen und unverkrampften Glauben, dazu gehörte vor allem aber die Erfahrung einer großen Gemeinde mit lebendigen Gruppen und geistvollen Vorbildern. Neben dem Pfarrer gab es jeweils zwei Vikare, die immer wieder einmal wechselten. Dadurch habe ich schon früh erfahren, wie unterschiedlich Priester sein können – nicht genormt und nicht geklont. Ständig war auch jemand aus meiner Heimatgemeinde auf dem Weg, um Priester zu werden – nichts Außergewöhnliches also!
Andererseits provozierte die gesellschaftliche Entwicklung mit dem zunehmenden Kampf gegen die Kirche regelrecht dazu, im geistlichen Beruf eine attraktive Alternative zu sehen, um Menschen in ihren leiblichen und seelischen Nöten sinnvoll helfen zu können. Und schließlich hat mich auch irgendetwas oder irgendwer nicht zur Ruhe kommen lassen, eine innere Stimme, die immer wieder gerufen und gelockt hat, sich dem Wagnis eines solchen geistlichen Abenteuers zu stellen. Als ich mein Studium begann, zählte unser heutiges Bistum etwa 300 Priester im aktiven Dienst, und als ich nach meiner Weihe Vikar in der Altmark wurde, traf ich allein dort noch auf mehr als 20 Mitbrüder. Freilich waren zu dieser Zeit auch unsere Gemeinden noch wesentlich größer, fanden zum Beispiel in meiner halleschen Heimatgemeinde sonntags fünf Eucharistiefeiern statt und nahmen an der 1.000-Jahrfeier des Erzbistums Magdeburg 1968 im Herrenkrug-Gelände sogar an die 30.000 katholische Gläubige teil.
Und heute, Jahrzehnte später, leben wir gesellschaftlich wie kirchlich in völlig anderen Verhältnissen. Gewaltige Ab- und Umbrüche sind zu verzeichnen, und wie es weitergehen könnte, ist nicht so leicht zu erkennen. Dazu gehört auch, dass nur noch wenige Jugendliche im Beruf oder Dienst des Priesters für sich eine persönliche Herausforderung sehen. Heute aber dürfen wir uns freuen, dass jemand aus unseren Reihen – Herr Matthäus Ruby – bereit ist, sich zum Priester weihen zu lassen. Was aber bedeutet das für ihn und für uns?
Zunächst einmal dürfte klar sein: Eine Berufung ist nichts, was man sich selber ausdenken oder allein anstreben kann. Da spielen zwar äußere Einflüsse mit; es gibt auch Kriterien, an denen die Echtheit geprüft werden kann und muss; der Ursprung jedoch liegt tiefer. Gott ist es, der beruft. Immer wieder beeindruckt mich die Schlichtheit, in der die Jünger – wie uns die Evangelisten berichten – berufen werden. „Kommt her, mir nach“, ruft Jesus in dem kurzen Ausschnitt aus dem Markusevangelium Simon und Andreas, Jakobus und Johannes zu.
Der Ruf in die Nachfolge ist kein großes Spektakel, kein Aufsehen erregendes Ereignis. Wie bei den Fischern dort am See von Galiläa ist oftmals der Alltag der Ort für den ersten Funken. Da wo das Leben konkret ist, in Begegnung mit anderen, in unscheinbaren Momenten, in, einem zufälligen Wort kann sich das Gefühl und die Gewissheit breit machen: Jetzt kommt es unweigerlich auf mich an, ist mir eine ganz spezielle Aufgabe zugedacht. Berufen sein, gilt dabei aber nicht nur einzelnen Auserwählten und rückt Menschen auch nicht in eine Sphäre jenseits des alltäglichen Lebens. Jeder und jede ist zu einem Leben in Gemeinschaft mit Gott berufen. Unaufdringlich spricht Gott seine Einladung aus, mit ihm den Weg des Lebens zu gehen: „Kommt her, mir nach“.
Von diesem Ruf haben auch Sie, lieber Weihekandidat, sich ansprechen lassen und gespürt: da bin ich gemeint, ich Matthäus Ruby. Es gibt verschiedene Wege, darauf einzugehen, sich von der Gemeinschaft mit Christus prägen zu lassen und dem Bekenntnis zu ihm Ausdruck zu geben. Sie wollen auf seinen Ruf im priesterlichen Dienst antworten. Das haben Sie schon früh für sich erkannt und gewissenhaft geprüft. Es erfordert Mut, einen Lebensweg einzuschlagen und dafür andere Möglichkeiten der Lebensgestaltung auszuschließen, in den Herausforderungen unserer gegenwärtigen kirchlichen und gesellschaftlichen Situation vielleicht sogar noch mehr als zu anderen Zeiten. Immer wieder gilt es, sich bewusst zu machen: Hier bin ich gefragt, ganz persönlich, mit Herz und Verstand, Glauben und Vertrauen. Hier muss ich mich entscheiden, dafür oder dagegen.
Dabei können wir aus der Vergangenheit lernen, sollten uns aber davor hüten, ihr allzu sehr nachzueifern oder nachzutrauern. Zweifellos bewegen wir uns in einer ehrwürdigen Tradition, die sich einschließlich der Geschichte des Volkes Israel schon über Jahrtausende erstreckt. Damit ist jedoch kein abgeschlossenes System gemeint, sondern ein lebendiger Strom. Um wirklich apostolisch zu bleiben, braucht es darum die ständige Erneuerung im Heiligen Geist, muss nicht nur darauf geachtet werden, was Jesus gewollt hat, sondern auch – wie schon Bernhard von Clairvaux hinzufügt – „was die gegenwärtige Zeit von uns verlangt“.
Dabei können Sitten und Bräuche entstehen, die dem Glauben im jeweiligen Kontext einen lebendigen Ausdruck verleihen, für die Nachwelt aber nicht unbedingt erforderlich oder bedeutsam bleiben müssen. In vielen von ihnen kam oder kommt sicher die Offenbarung Gottes in unserer Welt authentisch zum Tragen; andererseits spiegeln sie gewissermaßen aber auch den Zeitgeist der jeweiligen Epochen wider und sind damit durchaus veränderbar. Entscheidend ist darum vor allem auch die Gegenwart. Wie kann man heute in einer Welt, in der die Erwartungen so unterschiedlich, ja teilweise gegensätzlich sind, authentisch Priester sein? Wie sollte man seinen Weg gehen, um kommunikationsfähig zu bleiben, sich nicht in allem anzupassen, sich aber auch nicht den Mitmenschen zu entfremden?
„Ich werde euch zu Menschenfischern machen.“ Das ist die Aussicht, die Jesus im Evangelium denen, die ihm nachfolgen sollen, vor Augen stellt. Vermutlich ohne genau zu wissen, was das bedeuten wird, lassen sich die Jünger auf den Ruf Jesu ein, vielleicht auch deshalb, weil diese neue Aufgabe an ihre bisherige Existenz als Fischer und an ihre Fähigkeiten anknüpft. Erst nach und nach, im gemeinsamen unterwegs sein, entfaltet sich ihnen die Bedeutung, wird ihnen klar, auf was sie sich da eingelassen haben und was das für sie persönlich bedeutet. Und indem sie dabei Jesus reden hören und handeln sehen, wird ihnen immer bewusster, was dieser Dienst von ihnen verlangt: eine Offenheit und Empfänglichkeit für die Lebenswirklichkeit der Menschen, zugleich aber auch die Fähigkeit, sich davon wandeln zu lassen und die gewohnten Überzeugungen an den Herausforderungen der Zeit zu prüfen und zu hinterfragen.
Zeigt sich das nicht auch in unserem eigenen Dienst? Die anfängliche Idee davon, was ein Priester ist und wer man als solcher sein möchte, darf und soll sich unterwegs wandeln. Das bringen schon die verschiedenen Begegnungen, eigenes Wachsen und Reifen sowie die Entwicklungen in Welt und Gesellschaft mit sich. So mussten wir uns in den vergangenen Jahren auch in unserem Bistum in vielem neuorientieren. Das hat manche verunsichert und betrifft auch die Rolle und Aufgabe von Priestern. Zugleich erleben wir als Kirche einen politischen und gesellschaftlichen Bedeutungsverlust, die Mitgliederzahlen gehen zurück, die finanziellen und personellen Spielräume werden enger. Auch das wirft Fragen an das eigene Selbstverständnis und Priesterbild auf, denen es sich zu stellen gilt. Immer schon hat sich die Gestalt der Kirche im Rahmen gesellschaftlicher Transformationsprozesse gewandelt, denn nur so kann sie ihrer Botschaft und ihrem Auftrag treu bleiben, tatsächlich den Menschen zu dienen. Worin dies besteht, haben wir eindrücklich beim Propheten Jesaja gehört: Es ist ein Eintreten für die Gebeugten, eine Offenheit für die am Rande der Gesellschaft. Ihnen gilt die Frohe Botschaft, die zu verkünden wir berufen sind.
Was wir dafür an Priestern brauchen, sind – wie schon Karl Rahner vor etwa 70 Jahren gesagt hat: Diener – nicht Herren, Geistliche – nicht Funktionäre, Wegbereiter – nicht Nachlassverwalter. Und auf andere, aber ebenso treffende Weise bringt der Priester und Dichter Andreas Knapp die Herausforderung des priesterlichen Dienstes ins Wort:
du brichst das brot nicht
mit deinen händen
selbstbewusst und willensstark
um gönnerisch auszuteilen
das brot zerbricht dir
unter deinen händen
ohnmächtig musst du es geschehen
und dich selbst wandeln lassen.
Und so darf und möchte ich Ihnen, lieber Herr Ruby, wünschen, auf diese Weise als Priester unterwegs zu sein. Bewahren Sie sich die Verbundenheit und Solidarität mit allen Gläubigen des Volkes Gottes und halten Sie ihr Herz auch für die anderen Menschen offen. Möge ihr Eifer in dem Dienst, der ihnen übertragen wird, nicht erlahmen und ihre Zuversicht nicht abnehmen. Wen der Herr berufen und erwählt hat, den wird er auch stärken und zum Ziele führen. Möge er sie segnen und zum Segen für viele werden lassen."
Quelle: Bistum Magdeburg, Pressestelle, presse@bistum-magdeburg.de, 0391-5961134



































