map_simpleBistumskarteJetzt spenden
Bischof Feige in der ZASt

Selfies und Schicksale

Bischof besucht Flüchtlingsaufnahmestelle Halberstadt

Bischof Gerhard Feige räumt es unumwunden ein: „Das zerreißt mich innerlich.“ Vor ihm sitzt ein junges Paar aus Eritrea. Die Frau ist schwanger und mit ihrem Freund vor der Küste Italiens aus einem Flüchtlingsboot gerettet worden. Beide schlugen sich bis nach Halberstadt durch. Jetzt sind sie in der Zentralen Aufnahmestelle für Flüchtlinge (ZASt) in Sachsen-Anhalt.

Die sogenannte Dublin-III-Regelung sieht vor, dass Italien für ihr Asylverfahren als erstes Aufnahmeland zuständig ist. Die Frau wird wohl aufgrund ihrer Schwangerschaft in Deutschland bleiben dürfen - aber der Vater des Kindes muss zurück nach Italien. „Sie wollen heiraten, aber weil beide keine Papiere haben, ist es nicht möglich“, berichtet eine Caritas-Mitarbeiterin. „Nicht einmal einer Vaterschaftsanerkennung hat das Verwaltungsgericht deshalb zugestimmt.“

Es ist kein Einzelschicksal, wie der Magdeburger Bischof am Donnerstag bei einem Besuch in der Aufnahmestelle erfährt. Eine junge Mutter hält ihren wenige Wochen alten Sohn auf dem Arm. Ihr und ihrem Mann droht dasselbe Schicksal. Auch ein junger Afghane erzählt dem katholischen Bischof, dass er von Frau und Kind getrennt ist, die in den Niederlanden leben. „Es ist eine große Spannung, was man christlich-menschlich möchte, wenn man dem anderen ins Gesicht sieht, und was rechtlich machbar ist“, sagt Feige. „Für mich ist das schon schwer auszuhalten. Immerhin können wir in einigen Härtefällen helfen.“

Doch die Familien, von deren Schicksalen der Bischof jetzt erfährt, haben kaum Hoffnung, dass ihr Fall vor einer Härtefall-Kommission verhandelt wird. „Durch Dublin-III ist Deutschland rechtlich nicht zuständig für diese Familien, und deshalb haben sie keinen Zugang zur Härtefall-Kommission“, erklärt die Migrationsbeauftragte des Bistums Magdeburg, Monika Schwenke. Sie sieht die Dublin-III-Regelung als ein europäisches Problem, das humanitäre Lösungen oft schwierig mache.

„Das hat nicht zuletzt dazu geführt, dass das Kirchenasyl wieder stärker nachgefragt wird.“ In den vergangenen Monaten habe es im Bistum Magdeburg vier bis fünf Fälle von Kirchenasyl gegeben.

03-IMG_1699
06-IMG_1723
04-IMG_1677
05-IMG_1734
01-IMG_1673
02-IMG_1693

Themen und Partnerportale