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Ethisches Dilemma

Das Magdeburger ökumenische Neujahrsgespräch zum Thema „Krieg und Frieden“

Landesbischof Friedrich Kramer und Bischof Dr. Gerhard Feige hatten zu Beginn des neuen Kirchenjahres zum Magdeburger ökumenischen Neujahrsgespräch eingeladen. Den Impuls zu der sich anschließenden Diskussion über Krieg und Frieden in der Ukraine setzte Markus Meckel, Bürgerrechtler, Mitbegründer der sozialdemokratischen Partei (SDP) in der DDR, deren Vertreter er am Zentralen Runden Tisch und nach den ersten freien Wahlen in der DDR deren Außenminister.

Markus Meckel, selbst Kriegsdienstverweigerer in der DDR, gehört zu den Erstunterzeichnern des offenen Briefes an Bundeskanzler Olaf Scholz vom Mai 2022, mit dem sich die Unterzeichnenden für Waffenlieferungen an die Ukraine stark machten. „Dieser Krieg ist auch unser Krieg, weil er gegen unsere Werte und unsere Ordnung geführt wird“, sagte der SPD-Politiker. „Alles, was die Ukraine braucht, um sich zu verteidigen, sollten wir liefern - auch Flugzeuge. Wir sollten uns nicht wegducken, weder als EU noch als Nato.“ Zu einer Friedensmacht gehöre auch die militärische Dimension. „Wer Freiheit will, muss auch Verantwortung übernehmen. Wir leben in einer konkreten irdischen Welt, in der wir für Recht und Ordnung zur Not Gewalt einsetzen müssen.“

Gegen Waffenlieferungen jeder Art an die Ukraine sprach sich der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, Landesbischof Friedrich Kramer, aus. Die Aufgabe der Kirche sei nicht, zu einem Verteidigungskrieg aufzurufen, sondern zu Frieden. „Ich bleibe dabei, ich bin konsequent gegen Waffenlieferungen aus Deutschland“, sagte Kramer. „Der Krieg ist das Ende aller Demokratie und das Ende aller Menschenrechte.“

Bischof Dr. Gerhard Feige sieht im Krieg gegen die Ukraine ein ethisches Dilemma. „Es gibt keine Lösung, bei der man nicht schuldig wird“, sagte Feige. Unter den evangelischen und katholischen Geistlichen gebe es beide Meinungen: „Der eine Teil denkt eher pazifistisch, der andere nüchtern-realistisch. Jede Seite kann sich dabei auf das Evangelium beziehen.“ Dies sei „ein Dilemma, es gibt nicht eine einheitliche christliche Sichtweise.“ Der Krieg gegen die Ukraine sei ein „archaischer Krieg, ein altmodischer Krieg. Dem kann man vielleicht nur altmodisch begegnen“, so Feige.

Mit Blick auf die Haltung der russisch-orthodoxen Kirche zum Krieg sagte Feige, dabei spiele „auch die mythische Vorstellung vom Kampf des Guten gegen das Böse“ eine Rolle. Für den Moskauer Patriarchen Kyrill stehe „auf der einen Seite der dekadente Westen - dazu gehört für ihn etwa Homosexualität und Kapitalismus - auf der anderen Seite das heilige Russland, der Osten“. Der Patriarch bewege sich „in einem Goldenen Käfig. Insofern kann er - aber er will auch nicht anders - als hinter Putin zu stehen“, so Feige.

Das Gespräch und die anschließende Diskussion wurde mit adventlicher Musik von der Band NorBeat und dem Projekt CoverChorale des Vereins ConTakt mit neuen Vertonungen von alten Chorälen umrahmt.

(sus, kna; Foto: Sperling)

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