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Das Fünkchen Hoffnung

„Krönungsmesse“ zur Feier der Auferstehung Jesu Christi in der Kathedrale St. Sebastian in Magdeburg

Mit der Krönungsmesse von Wolfgang Amadeus Mozart feierten die Christinnen und Christen in der Kathedrale St. Sebastian die Auferstehung Christi. Mitglieder der Magdeburger Philharmonie, vier Solisten aus dem Opernchor Magdeburg und der Kathedralchor sowie Marie-Therese Finkler und Günter Schaumberger an den Trompeten begleiteten kraftvoll und ausdrucksstark diesen hoffnungsvollen Ostermorgen.

„Diese Musik schöpft aus dem Vollen und bewegt wohl die meisten von uns, wenigstens innerlich in den Jubel über die Auferstehung Jesu Christi mit einzustimmen“, so Bischof Dr. Gerhard Feige in seiner Predigt. „Aber können oder dürfen wir in diesen Tagen denn überhaupt jubeln? Leben wir nicht in so finsteren Zeiten, dass es eigentlich angebracht wäre, eher zu trauern und zu klagen? Wie passt das Osterfest mit seiner feierlichen Liturgie und der Botschaft vom Sieg des Lebens über den Tod mit dem schrecklichen Elend und Leid unserer Welt zusammen? Steht es nicht völlig konträr zu der erschütternden Wahrheit, dass das Mittelmeer für viele Geflüchtete zum Grab geworden ist, zu den Coronatoten der letzten zwei Jahre, zu den zahllosen Menschen, die tagtäglich Opfer der dramatischen Klimaveränderungen oder der anderen sich immer weiter zuspitzenden humanitären Katastrophen werden? Und wie kann man, während Russland einen brutalen Vernichtungskrieg gegen die Ukraine führt und dabei auch unzählige wehrlose Zivilisten auf grausamste Weise ermordet werden, besinnlich oder sogar freudig auf Ostern eingehen?“

Auch in der Nachbarschaft oder dem eigen Bekanntenkreis gebe es so viel innere und äußere Nöte, fühlten sich Menschen alleingelassen oder maßlos überfordert, fehlten Perspektiven und Zuversicht.

„Wie sollen wir solche Spannungen und offensichtlichen Widersprüche aushalten, wie mit unseren eigenen Sorgen und Ängsten umgehen?“ fragt Bischof Feige. „Gibt es etwas, was vielleicht doch nicht alles als aussichtslos erscheinen und fast verzweifeln lässt, was sogar Trost und Halt bietet, ermutigt und stärkt? Ist Gott in dieser Welt noch irgendwo zu erspüren? Oder ist es absurd geworden, darauf zu vertrauen, dass das Leben einen Sinn hat, der sich über den Tod hinaus erstreckt? Wenn dem so ist, warum sollte man dann noch eine irgendwie geartete Auferstehung für möglich halten oder einen Aufstand gegen lebensfeindliche Mächte und Gewalten versuchen?“

Die Worte aus dem Kolosserbrief „Richtet euern Sinn auf das, was oben ist, nicht auf das Irdische!“ wirken wie ein scheinbarer Ausweg aus dem Dilemma. „Mit einem solchen Perspektivwechsel und einer solchen Bezugsperson außerhalb unseres sonstigen Horizonts könnte man denken: Weshalb sollen wir überhaupt der Welt und all ihrer Vorläufigkeit so viel Aufmerksamkeit widmen? Gerechtigkeit und Frieden scheinen in ihr doch offensichtlich nicht möglich zu sein. Wäre es stattdessen nicht verlockend oder sogar angebracht, sich mehr auf den Himmel auszurichten und die Krisen unserer Zeit einfach zu ignorieren, aus dem Bewusstsein zu verdrängen oder zu beschönigen?“, so Feige. Wie alle schnellen Antworten führe auch diese Folgerung in die Irre, denn der Kolosserbrief fordere keineswegs zur Weltflucht auf. Er fordere vielmehr dazu auf, den Sinn auf so etwas wie den innere Sinn zu richten, „sein inneres Sich ausrichten auf Christus hin, eine Orientierung an seinem Blick auf die Welt, an seiner Haltung den Menschen gegenüber, auch denen, die uns fremd oder feind sind.“

„Eine solche Haltung – gewonnen durch den Blick nach oben – wird ihren Ausdruck unweigerlich im Hier und Jetzt finden und dazu führen, das Irdische so gut wie möglich mit- und umzugestalten. Oben und unten bleiben dann keine voneinander radikal unterschiedenen Sphären mehr“, so Feige.

„Ostern, die Freude und Hoffnung, die die Botschaft des leeren Grabes und der Auferstehung Jesu von den Toten bringen will, anzunehmen, war offensichtlich zu keiner Zeit etwas, was den Menschen leichtgefallen ist. Vielleicht wird uns gerade heute, wenn wir Ostern in einer äußerst polarisierten oder gespaltenen Welt mit ungerechten und unbarmherzigen Zuständen feiern, die Widersprüchlichkeit unseres Lebens besonders bewusst. Vielleicht fällt es uns darum in diesem Jahr auch schwerer als sonst, in den Osterjubel einzustimmen. Sollen wir es also ganz sein lassen? Oder fordern uns gerade die verzweifelte Weltlage und die Erfahrung äußerster Ohnmacht zu einem trotzigen „Trotzdem“ heraus? Ist es nicht zutiefst menschlich, sich nicht mit dem abzufinden, wie es ist? Brauchen wir nicht sogar so etwas wie einen Glauben an das Unglaubliche, eine Hoffnung, die unseren Horizont übersteigt?“, so der Bischof.

Ohne Hoffnung wäre unsere Existenz trostlos. „Wem es aber gelingt, den „kleinen Funken Hoffnung“ und die Sehnsucht nach einer heilen Welt in sich wach zu halten, wird – so meine ich – auch ansprechbar sein für die Botschaft von der Auferstehung Jesu Christi. Sicher erscheint uns vieles weiterhin unbegreiflich. Mit Ostern ist uns aber zugesagt, dass es keinen Ort mehr gibt, an dem Gott nicht wäre. Es ist uns zugesagt, dass es zwar den Tod noch gibt, aber dass er nur noch das vorletzte Wort hat. Das letzte Wort hat Gott, und dieses Wort heißt Leben. Das sollte uns mit Zuversicht erfüllen und trotz allem, was uns bedrückt und lähmt, in den Osterjubel der Kirche einstimmen lassen.“

(sus; Foto: Sperling)

Predigt von Bischof Dr. Gerhard Feige zum Download

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