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„Grenzgänger zwischen Ost und West“ 

Dr. Peter "Pitt" Willms  mit 91 Jahren gestorben

In Neuss am Rhein geboren siedelte Peter Willms nach dem Jurastudium und der Promotion in Köln 1967 in die ehemalige DDR um, weil er dort seine künftige Frau gefunden hatte. Er wurde in Halle Justitiar der Regionalleitung der Schwestern von der Hl. Elisabeth und nach der innerdeutschen Wende Regionalgeschäftsführer der Katholischen Wohltätigkeitsanstalt zur Heiligen Elisabeth. Als „Grenzgänger zwischen Ost und West“ hat er unter schwierigsten Bedingungen – unter anderem in Auseinandersetzungen mit dem Ministerium für Staatssicherheit – die Einrichtungen der Schwestern von der Heiligen Elisabeth geführt und erfolgreich weiterentwickelt. 

Mit großem äußerem und innerem Engagement begleitete er die kirchliche wie die gesellschaftliche Entwicklung in der ehemaligen DDR und nach der Wiedervereinigung im Osten Deutschlands. Seit der Gründung des Aktionskreises Halle (AKH) im Jahr 1968 hat er in diesem mitgearbeitet. Dessen Mitglieder bewegten vor allem die Themen „Demokratisierung“, „Humanisierung“ und „Neu-Interpretation des Glaubens“ im Anschluss an die Aufbrüche des II. Vatikanischen Konzils (1962-1965). Jahrzehntelang bemühte er sich als Mitglied des Sprecherkreises, mit den innerkirchlichen Konflikten, die sich daraus ergaben, verantwortungsbewusst und vermittelnd umzugehen. Dass der AKH zu seinem 40. Jahrestag endlich eine bischöfliche Würdigung und Rehabilitierung erfuhr, ist besonders seinem Einsatz zu verdanken. 

Mit demselben Eifer hat er auch die friedliche Revolution in der DDR 1989 aktiv mitgestaltet. Als einer von zwölf Personen wurde er am 15. Oktober von den 2000 Teilnehmenden der ersten Freien Bürgerversammlung in der Pauluskirche zum Bürger-Dialog ins Hallesche Rathaus entsandt. Monatelang moderierte er als Vorsitzender der „Runden Tische“ der Stadt wie des Bezirkes Halle den demokratischen Meinungsstreit und trug wesentlich zu dessen Gelingen bei. 

Bischof Leo Nowak ernannte Dr. Peter Willms im Jahr 2003 zum Bischöflichen Beauftragten für Verdachtsfälle sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen durch Kleriker und andere kirchliche Mitarbeiter auf dem Gebiet des heutigen Bistums Magdeburg. In den folgenden vier Jahren hat er die zeitgleich ins Leben gerufene Kommission zur Prüfung derartiger Verdachtsfälle geleitet. Mit menschlicher Empathie ist er den davon betroffenen Frauen und Männern begegnet und hat den Bischof bezüglich der gebotenen Konsequenzen für die beschuldigten Priester beraten. Dank seines Engagements und seiner Umsicht hat er so die ersten Grundlagen für die Aufarbeitung solcher Straftaten im Bistum Magdeburg gelegt. 

Das Bistum Magdeburg dankt Dr. Peter Willms für seinen Einsatz in Kirche und Gesellschaft. Der gütige Gott möge ihm vergelten, was er dabei für die Menschen geleistet hat.

Dr. Gerhard Feige
      Bischof

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