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Mit Tradition zur Moderne

Dr. Nikolaus Särchen folgt Karl Gertler als Präsident der ostdeutschen Ordensprovinz der Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem

Die Ordensprovinz Ostdeutschland des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem hat einen neuen Präsidenten: Etwas aufgeregt nahm Dr. Nikolaus Särchen die Berufungsurkunde vom Statthalter des Ordens in Deutschland, Dr. Michael Schnieders entgegen. „Haben Sie keine Sorgen vor dem neuen Amt“, so Schnieders, „wir haben ein offenes Ohr für Sie“ und an die  vielen Ritter und Damen gerichtet, die aus der ostdeutschen Ordensprovinz, aber auch aus ganz Deutschland angereist waren, sagte er: „Gemeinschaft lebt von der Beteiligung aller!“

Zuvor hatte Schnieders den 2015 zum Präsidenten des Ordens der Ostdeutschen Provinz berufenen Karl Gertler von seinem Amt entpflichtet. Gertler hat die Altersgrenze von 75 Jahren erreicht. „Wir danken dir sehr für deinen persönlichen Einsatz, für das Wohlergehen des Ritterordens, die Bereitschaft Verantwortung zu nehmen und das stetige hinweisen auf die Besonderheiten und Sorgen des Ostens“, so der Statthalter.

Als erste Amtshandlung des neuen Präsidenten der Grabesritter ernannte Dr. Nikolaus Särchen Adrian Maerevoet als neuen Leiter der Komturei St. Mauritius zu Magdeburg. Ein Amt, das er zuvor selbst innehatte.

Die Gottesdienstbesucher von St. Sebastian staunten nicht schlecht, als nach der formalen Ämterübergabe die etwa 50 Ritter und Damen festlich gekleidet zum gemeinsamen Gottesdienst in die Kathedrale einzogen. „Dass Sie grundsätzlich etwas besonderes sind“, so Bischof Dr. Gerhard Feige in seinem Grußwort, „erkennt man bereits an ihrem Äußeren. Diese Besonderheit hat aber gerade in unserer Gesellschaft und in unserer Ortskirche noch einmal eine ganz spezielle und herausgehobene Bedeutung. Nun könnten man vermuten, dass in der Semantik des Wortes ‚Besonderheit‘ der Gedanke des ‚sonderns‘, also des ‚absonderns‘ maßgeblich ist. Dem muss ich aber mit Entschiedenheit entgegentreten“, so der Bischof. „In der Vielfalt und Buntheit unserer Kirche sind sie gerade für uns ein wesentlicher, ja sogar unverzichtbarer Bestandteil!“ Insbesondere das tatkräftige Wirken in der Öffentlichkeit seit bestehen der Ordensprovinz und der Komturei Magdeburg sei für die Christen in unserer Region eine große Bereicherung gewesen. „Ihr unermüdlicher und leidenschaftlicher Einsatz, lieber Herr Präsident a.D. Gertler, war dafür maßgeblich gewesen. Immer wieder haben wir auch gemeinsam überlegt, wie sie sich neben ihrem Engagement für das Heilige Land konstruktiv und hilfreich in unser Bistum einbringen können. Das war ihnen ein großen Anliegen und hat auch vielfältige Früchte getragen“, so Feige. „Dafür danke ich Ihnen von ganzem Herzen.“

Wenn die Damen und Ritter des Ordens vom Heiligen Grab öffentlich präsent sind, sei ihr Erscheinen häufig ein Grund, die Frage nach Tradition und Moderne zu stellen, so der Bischof. „Ein Beziehungs- und Spannungsfeld, das mich als Bischof gleichermaßen immer wieder beschäftigt und beschäftigen muss. Wollen wir eine Kirche sein, die dem Programm eines einfachen ‚weiter so‘ folgt? Oder müssen wir uns gemeinsam anstrengen und stets darum ringen, lebendige Kirche in der Gegenwart der Welt und der Verantwortung für eine gelingende Zukunft zu sein?“

Diese rhetorische Frage beantwortete er auch gleich selbst mit nickender Zustimmung der Ordensvertreter, denn Kirche sei niemals ein Museumsverein gewesen. „Gleiches gilt auch für ihren Ritterorden, gehört er doch zu den bedeutsamen Institutionen, die durch äußere Erscheinung, tatsächliches Wirken und innere Haltung deutlich machen: dass wir nicht aus der Geschichte, sondern mit der Geschichte leben müssen, um unsere eigene Identität zeitgemäß und zukunftsfähig immer wieder neu zu bestimmen.“

Dem neuen Präsidenten Dr. Särchen und dem Komtur Herrn Maerevoet wünschte er in diesem Sinne für die Ausübung ihrer Ämter und Dienste viele Elan, Freude, einen tiefen Glauben und große Zuversicht, vor allem aber Gottes reichen Segen.“

Seine Zeit als Präsident hat Gertler als eine sehr bereichernde Zeit erlebt. „Jede Komturei der Provinz in Berlin, Dresden/Görlitz, Magdeburg und Erfurt hat ein gutes Ordensleben. Gemeinsame Veranstaltungen und Pilgerreisen ins Heilige Land haben die Gemeinschaft gefestigt“, so Gertler. Der in Münster aufgewachsene und seit 1991 in Magdeburg lebende Gertler ist 1998 gemeinsam mit Pater Clemens Dölken in den Ritterorden aufgenommen worden. Damals noch in der Komturei Berlin. Heute gehören 73 Ritter und Damen zur Ostdeutschen Provinz der Grabesritter.

Der Orden der Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem, lateinisch Ordo Equestris Sancti Sepulcri Hierosolymitani, umgangssprachlich auch Grabesritter genannt, ist neben dem Malteserorden einer von zwei Päpstlichen Ritterorden. Im 19. Jahrhundert wurde dieser römisch-katholische Laienorden von Papst Pius IX gegründet. Die Gründung der deutschen Statthalterei erfolgte am 8. Dezember 1933. Zu den Aufgaben des Ordens gehört es, die katholische Kirche im Heiligen Land zu fördern und durch weltweite Aktivitäten zu unterstützen, sich aber auch vor Ort in der Kirchengemeinschaft zu engagieren.

Grundsätzlich steht der Orden allen katholischen Frauen (Damen) und Männern (Rittern) offen. Generell gilt: „Die Ritter und Damen werden unter Persönlichkeiten katholischen Glaubens sowie einwandfreier sittlicher Lebensführung ausgewählt, die sich in besonderer Weise um die katholischen Einrichtungen im Heiligen Land und um den Orden verdient gemacht haben und sich verpflichten, dies auch in der Zukunft zu tun.“

Die Grabesritter haben schon sehr früh, Frauen als ordentliche Mitglieder in den Orden aufgenommen, auf Anregung des damaligen Patriarchen Valerga, was in der Anordnung „Ad futuram rei memorandum“ am 3. August 1888 durch Papst Leo XIII festgelegt wurde.

Auf dem Foto von links: Statthalter Dr. Michael Schnieders, Präsident a.D. Karl Gertler, Präsident Dr. Nikolaus Särchen, Komtur Adrian Maerevoet

(sus; Foto: Sperling)

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